Status Quo Mitte der Woche: Mit dem Bergrennen von Wildberg (RSV Öschelbronn) könnte es am 29. August 2020 wieder losgehen. Ulrich Bock, WRSV-Rennsport-Kommissionsleiter: „Wenn alle Genehmigungen erteilt werden, wären für den Interstuhl Cup noch rund fünf Renntage realisierbar.“ So heißt es auf ISC-Seiten (https://interstuhl-cup.de/ und facebook): „Unsere Radrenn-Serie beginnt in Kürze. Weitere Details folgen in den nächsten Tagen.“ Unter den dann wohl sieben abgesagten Etappen befindet sich auch der Pflasterstein-Innenstadtkurs des RC Villingen. (siehe weiter unten).
Das Bundesligarennen von Auenstein steht auch weiterhin auf der Corona-Rennliste des BDR. Auf der Seite der Auensteiner Radsporttage ist das Oktoberwochenende 17./18.Oktober 2020 fixiert. Am Samstag ein Kinderrenntag in verschiedenen Varianten und am Sonntag, 18.10.2020, die „Müller – Die lila Logistik Rad-Bundesliga“-rennen der Junioren und der Elite Männer. Das Rennen durch die schwäbischen Weinberge war für den 28.Juni als Deutsche Bergmeisterschaft ausgeschrieben gewesen. Die Seite der Organisatoren um Johann Jäger: https://www.sport-fisa.de/index.php/de/
Bild oben: Auenstein/Bundesliga im Oktober?
Es bleibt zu hoffen, dass die wegen Corona und unerfüllbaren Auflagen abgesagten Rennveranstaltungen keinen Heldentod sterben und auch in Zukunft in der Versenkung verschwinden. Es wäre für so manche Kommune zu einfach.
Bewundernswert auch, mit welchem Geschick und Ideen so mancher Verein, Vereins-Vertreter und Mitglieder durch den Corona -Shutdown gingen.
Hier einige Beispiele:
KJC Ravensburg, Daniel Gathof/MTB-Profi und Radsport-Visionär:
„Klar, wie alle hat uns der unbestimmte Stopp vor allem beim Nachwuchstraining zunächst viel Struktur gekostet. Alle Jugendlichen, die Rennsport auf höherem Level betreiben, haben wir in zweier Gruppen eingeteilt und somit konnten zumindest Duos recht schnell mit festem Plan weiter machen. In Ravensburg waren das dann drei Gruppen. Die wurden nicht durchmischt, sondern es gab nur zwei fixe Trainingspartner pro Duo über die gesamte Zeit. Tobi Hübner Trainer und ebenfalls Visionär) hat versucht zu steuern, anzuleiten und zu überprüfen so gut es eben ging.
Bei den Restlichen haben wir versucht die Eltern in die Pflicht zu nehmen.
Mit Beginn der Erlaubnis auf Gruppentraining in 5er Teams vergrößerten wir mit Bahn und Indoor-Kraftraum die Gruppen. Gruppen im öffentlichen Raum waren ja nach wie vor nicht erlaubt. Absolutes unverständlich. Das waren drei bis vier vergeudete Wochen. Als dies dann fiel und der 10er Betrieb wieder aufgenommen werden durfte, ging es zurück zu den normal angesetzten Trainingstagen, wobei wirklich nur die Rennfahrer vom kompletten Angebot profitieren.
In der Zeit mit der Grauzone hat der KJC auch ein vereinsübergreifendes Zeitfahren für ein klein wenig Wettkampf-Feeling ausgerichtet. Alles Abstands- und Corona-konform mit Siegerehrung in einem Online-Video-Chat. In der Summe waren hier über 30 Nachwuchsrenners aus der Region dabei.“
Gleichzeitig veranstaltete der MTB Profi und KJC-Mann Daniel Gathof die Aktion #cyclingagainstcorona. Hier radelten in Summe 168 Jugendliche und 170 Erwachsene für sich - aber über die App Strava dennoch als Team - mit gemeinsamen Ziel. „Über 115.000 Kilometer sind ein klares Zeichen gegen Corona,“ ist Gathof auf die „gemeinsam“ gesammelten Kilometer stolz.
„Bei den Jugendlichen wurde bewusst auf das Alter 14-19 gesetzt. Der Schul- und Vereinssport waren weg, mit den Eltern geht es eher selten freiwillig in den Wald oder auf das Rad und hier sind Handy und Sofa an der Spitze. Angesprochen wurden auch nur Schulklassen und keine Sport- oder gar Radvereine. Nach acht Wochen entstand ein richtiger kleiner Wettkampf unter den Top-4-Teams und teils wurde bis in die Nacht gefahren. Nicht-Radfahrer haben auf einmal 150Kilometer-Touren gemacht. Eltern mussten Räder kaufen. Girlies wurden von Kameraden motiviert, anstatt mit Bus doch mit dem Rad in die Stadt zu fahren. Der Schulbus war tabu und und und….
Der Einsatz und Elan hat alle Erwachsenen mehr als beeindruckt. Als Resultat hat man nun, wenn man die Gruppen nimmt, die bis zum Ende voll dabei waren, an die 100 junge Buben und Mädchen an der Hand, die in acht Wochen gut trainiert haben und in keinem Radverein sind. Alle aus dem Landkreis Ravensburg. Daher macht der KJC im August auch eine Art Talent-Days, wo die Jugendlichen in verschiedenen Prüfungen gegen die KJC "Rennfahrer" einen Status Quo bekommen. Mit Sicherheit wird der ein oder andere hängenbleiben...“, freut sich Gathof.
„Es ist schwer in Wort zu fassen, aber jede Krise bringt auch Chancen...Wir haben Menschen motiviert und ihnen ein Ziel gegeben. ….Danke daher allen Teilnehmern sowie den Menschen, die hinter dem Projekt und der Umsetzung standen.“
Seerose Friedrichshafen/Kurt Lippert:
„Wir haben momentan 50 Vereinsjugendliche, davon 40 aktiv! Darunter rund 30 MTBler, inklusive Downhiller, 10 Rennradfahrer. Etwa fünf Lizenzinhaber MTB/Downhill und fünf weitere Lizenzen durch Rennradfahrer der Klassen U 13 bis U 15.Tendenz steigend!“, sagt Kurt Lippert, der mit anderen Mitgliedern seit Jahren den Vereinsnachwuchs im Blick hat. „Für uns war Corona ein absoluter „Gewinn“ - wir kommen ganz klar gestärkt aus der Krise. Während der Corona-Auszeit hatten wir an die 20 Neueintritte, keinen einzigen Austritt und gehen nun auf 200 Vereinsmitglieder zu. So wurde die Karte „Radsport“ in der Krise lokal gezielt ausgespielt - mit Erfolg!“
Der RC Villingen 1886 hat sein Interstuhl-Rennen Ende August abgesagt.
Sein Vereinsmitglied Stephan Duffner, der unter anderem für das Team "Embrace the world" internationale Rennen fährt, war für einen kurzen Rückblick auf den Ausstand bereit:
„Einige Fahrer waren dieses Jahr auf Mallorca. Diese hatten Glück, hatten einen der letzten Flieger von der Insel bekommen. Ein Tag später war der Lockdown. Seitdem war lange kein
Gruppentraining mehr möglich. Hin und wieder verabreden sich ein paar Fahrer zum Fahren. Das offizielle Jugendtraining wurde vor kurzem wieder aufgenommen. Unsere geplante Ausfahrten, die wir über Strava bekanntgeben, starten wir in den nächsten Wochen. Generell ist die Stimmung und Motivation am Boden. Unser Rennen in August haben wir auch abgesagt. Wir können nicht sicherstellen, dass sich bei der Veranstaltung nicht mehr als 500 Personen an der Strecke befinden. Die Villinger Innenstadt ist ja keine abgesperrte Rennstrecke“, bedauert Duffner die Situation.
„Ich persönlich lasse es auf mich zukommen. Habe aber auf ein abgestecktes Rennen - wie etwa nur Zeitfahren, Parallel-Sprint und so weiter - keine Lust. Ich muss nicht mit aller Gewalt so etwas fahren, nur dass etwas gefahren ist. Eine größere Rundfahrt im Ausland / Afrika wird in der nächsten Zeit wahrscheinlich noch nicht stattfinden.Daher sehen wir es dieses Jahr eher gelassen und fahren einfach unsere Einheiten, um fit zu belieben und Spaß zu habe.“
Dies sind nur Fallbeispiele für eine mitunter großartige Gemeinschaft und Vereinsarbeit während dieser ungewöhnlichen und streng von Oben bestimmten Zeit. Selbstverständlich zeigten auch viele andere Radsportvereine und einzelne Macher, dass ihr Herz für den Radsport und die Menschen schlägt.
Stephan Duffner (hier Wangen 2019) trainiert und schaut, was kommt.
Allgemein - schon vom WRSV kommunizierte - Notiz für die Vereine von Seiten des Landesportverbandes LSV:
„Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie macht den Weg frei für ein 25 Milliarden Euro umfassendes Förderprogramm. Mit der Überbrückungshilfe Corona, die über das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg für Baden-Württemberg abgewickelt wird, können Vereine eine weitere Liquiditätshilfe beantragen. Die Förderung gilt für den Zeitraum von Juni bis August 2020…...///…..Die Landesregierung Baden-Württemberg spannt einen umfänglichen Rettungsschirm für das Vereinswesen im Land auf. Darauf verständigte sich das Landeskabinett.... Bis zu 50 Millionen Euro sollen in das Vereinswesen fließen, davon über 10 Millionen Euro in den Sport….“
Alles Wissenswerte unter:
https://www.lsvbw.de/aktuelles/
- Ende Teil 3 -
Text: uhu
Fotos Archiv: uhu