Viele schafften es unter seiner Regie ins Nationaltrikot. Der aktuelle Deutsche Straßenmeister (2015) der Elite, Emanuel Buchmann (Bora Argon 18) aus Ravensburg ging durch seine Schule, weitere Schützlinge schafften den Sprung in KT- oder Profiteams, wie Dominik Nerz (Bora Argon 18) aus Wangen oder der Herrenberger Sven Krauß. Allesamt Tour de France-Teilnehmer. Für den Waiblinger Leif Lampater etwa stehen die Vorzeichen für den  Olympia-Vierer von Rio 2016 nicht schlecht. Zwischenzeitlich von Grasmanns „Maloja Pushbikers“ zu „rad-net Rose Team“ gewechselt startet der 34-Jährige aktuell im BDR-Vierer bei den Bahn-Weltmeisterschaften in London. Die Liste der Fahrer, die in größere Fußstapfen traten, ist lang, darunter befinden sich momentan auch Mario Vogt (rad-net Rose), Jonas Koch (Verva Activejet).

 

In Täumlers 25 Jahre als Landestrainer fallen auch Erfolge der Junioren bei Welt- und Europameisterschaften.

 

Mit Übersicht und Akribie brachte das Trainer-Urgestein gewillte württembergische Nachwuchstalente in die richtige Spur.

 

Rückblick - Trainer mit Haut und Haaren

Der gebürtige Weißenfelser wußte schon mit 17 was er werden wollte: Radsport-Trainer. Bis dahin hatte der junge Hartmut Täumler als Jugendfahrer des Heimatvereins „Lok Weißenfels“ schon einige Bezirks-Jugend-Rennen gewonnen und beendete sogleich die Wettkampf-Karriere. Als Jüngster nahm der 17-Jährige an der Übungsleiterausbildung unter der Leitung des ehemaligen Tandem-Olympiasieger von 1936, Ernst Ihbe, teil. (siehe Foto unten). Seine spätere Trainer-Diplomarbeit an der Deutschen Hochschule für Körperkultur DHfK im Bereich Nachwuchsleistungssport wurde mit "sehr gut" bewertet und hatte das Thema: „Objektivierung und Planung der Intensitätssteigerung im Nachwuchsbereich mittels Herzfrequenzuntersuchungen an jugendlichen Radsportlern“. Als Assistenztrainer von Friedensfahrtsieger Klaus Ampler betreute er die Spitzen-Athleten und Weltklassefahrer beim damals erfolgreichsten Amateur Radsport-Club „SC DHfK Leipzig“ und übernahm 1983 das Amt des Junioren-Nationaltrainers.

 

Ab 1990 arbeitete Wahl-Schwabe Täumler für den Württembergischen Radsportverband und sichtete unzählige junge Radsportler des WRSV. 

 

 

Bekannt als hart aber fair

 

Mit strengem Blick forderte Hartmut Täumler von seinen WRSV-Fahrern rund 26 Jahre lang stets das Beste aus sich herauszuholen, lehrte Taktik, gab Tipps und formte seine Jungs zu Rennfahrern. Sportwissenschaftlich fundiert und keinesfalls aus dem Bauch heraus. Seine Trainingspläne sind nach wie vor gefragt - bei vielen über die Zeit als Nachwuchsfahrer hinaus.

 

(Perspektivteam Baden-Württemberg)

„Auf Hartmut Täumler konnte man sich immer als Trainer verlassen. Er hat in der Trainingsplanung an alles gedacht und seine Sportler gezielt aufgebaut. Wenn man Wille gezeigt hat, war es überhaupt kein Problem mit ihm zusammen zu arbeiten“, erinnert sich Fabio Nappa (RSV Öschelbronn) aus Eutingen, der auch im U23-Alter beim „Perspektivteam Baden -Württemberg“ und beim „Specialized Concept Store-Team“ auf seinen Coach setzen konnte. Mit dem strengen Trainer gab es keine Probleme: “Er hatte immer in den richtigen Momenten ein Späßchen gemacht, ist aber sobald es zählte immer wieder ernst zur Sache gegangen und hat dies auch auf seine Sportler übertragen, die es schließlich in Ergebnisse umsetzen konnten.“ Lief es mal nicht so gut, setzte er sich in Ruhe mit dem Schützling zusammen und analysierte. „Er hat teilweise schon eine große Disziplin gefordert, aber so sollte es ja auch bei einem richtigen Trainer sein“, setzt der 24-Jährige Nappa hinzu.

 

Ziel: die körperliche und taktische Heranführung der junger Athleten an den Profiradsport

 

Der Wunsch den jungen Sportlern nach der U19-Klasse eine weitere Plattform zu bieten und eine Tür aufzustoßen in Richtung Profirennsport, trieb den Trainer-Routinier immer wieder dazu an U23-Teams auf die Füße stellen

Zum Beispiel mit dem Bundesligateam „Die Hofbräu Radler Stuttgart“ (2002-2004), danach „Team Aguti Stuttgart“(2005-2006), gefolgt von „Team Ista“ (2007-2008), dem Continental- und Farmteam des Profirennstalls Gerolsteiner. In allen U23-Mannschaften standen überwiegend württembergische und badische Talente unter Vertrag.

 

Höhen aber auch Tiefen und: Rückschläge

 

Auch nach dem Ende von Ista, das im Zuge der Auflösung des Team Gerolsteiner „unschuldig in den Abgrund gerissen wurde“ (Täumler), gab der Landestrainer nicht auf und sorgte mit erneuten Anstrengungen dafür, dass sich die jungen Fahrer nach der Juniorenzeit auch weiterhin „in diesem schönen und faszinierenden Sport weiter entwickeln können“. So entstand das „Perspektivteam Baden-Württemberg“ (2011). Ein Jahr später wurde quasi über Nacht das deutsch-aserbaidschanisches „Team Specialiced Concept Store“ gegründet – mit Zutun des ehemaligen Leiters des Olympiastützpunktes Stuttgart und Bahn-Olympiasieger von 1964, Karl Link, der die Kontakte mit dem Aserbaidschanischen Radsportverband geknüpft hatte. Elf Fahrer aus Württemberg und vier aus Aserbaidschan fuhren ein Jahr im jungen hoffnungsvollen Continental-Team und dies auch erfolgreich. Das Fernziel hieß Olympische Spiele in Rio 2016. Doch Unwägbarkeiten mit dem aserbaidschanischen Partner ließen den enttäuschten Teamchef Täumler nach nur einer Saison die Reißleine ziehen. Die Mission war gescheitert. Schade für die Rookies der U23 und das „Ausbildungsteam“.

 

Die U17 - Knete in den Händen des Trainers

 

In den letzten drei Jahre kümmerte Hartmut Täumler nun wieder ausschließlich um die jungen Verbandsfahrer und formte den einen oder anderen in der U17-Klasse zu aktuellen BDR-Fahrer, die von Verbandstrainer Bodo Kriegs im U19-Kader weiter betreut und geführt werden.

 

(U17)

 

Rentner?

 

Nun also, mit 65 Jahren, geht er in den Landesverbands-Ruhestand - aber von wegen Privatier: Der Radsportelite bleibt er erhalten. Beim nordbadischen Amateurteam „Team Basso Bikes“ (Nachfolger von MLP Team Bergstraße) übernahm er jetzt die sportliche und trainingstechnische Leitung, so setzen auch weiterhin Fahrer auf sein Know How und auf die präzisen Trainingspläne.

Privat zieht es den Wahl-Fischinger nun zurück nach Berlin.

 

Er wird fehlen

 

„Hartmut Täumler hat beim Württembergischen Landesverband eine außerordentlich erfolgreiche Arbeit geleistet und im Laufe seiner langen Trainerzeit württembergische Radsporttalente zu überragenden Erfolge geführt. Viele schafften den Sprung ins Nationalteam und nahmen erfolgreich an Welt- und Europameisterschaften teil. Ein großer Trainer, dem ich im Namen des Verbandes und seiner Rennsportvereine Dankeschön sagen möchte und für seine weitere Zukunft im privaten und sportlichen Bereich alles Gute wünsche“, verabschiedet der Präsident des WRSV, Vierer-Olympiasieger von 1976 Hans Lutz, einen Mann, der auch mit Kritik nicht hinterm Berg hielt und sehr wohl seine Finger in offene Wunden steckte – ganz im Sinne des Radsport-Nachwuchses und seiner Förderung.

 

Auch Nachwuchsfahrer, Kollegen und Eltern werden Hartmut Täumler als Mensch, Charakter und Trainer im WRSV vermissen und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.

 

 

Von der „Angelrute“ über „hartnäckig, mitfühlend bis reizbar“: herzliche Wünsche und Gedanken ehemaliger Schützlinge

 

Fabio Nappa: „Wir Sportler sagten uns: Zu seinem Abschied müssen wir ihm eine Angel schenken. Denn wenn einer von uns nicht richtig trainiert hatte oder ohne Energie an eine Sache ging, hat er oft gesagt: Da könnt Ihr den Fischen beim Beißen zuschauen, da habt Ihr mehr gemacht!“

 

Christoph Meschenmoser, 2001 Weltmeister Einverfolgung Junioren und Deutscher Juniorenmeister Einzelzeitfahren, 2005 Team Aguti, 2006-2007 Skill Shimano, 2008 Kapitän bei Team Ista: „Hartmut Täumler war als Trainer hart und fürsorglich zugleich. Diese Kombination hat viele von uns Nachwuchssportler so erfolgreich gemacht.

Wir Sportler haben es das ein oder andere Mal geschafft, dass er aus dem Häuschen war, wie zum Beispiel bei der deutschen Bahnmeisterschaft in Stuttgart 2003. Hier haben wir als Mannschaft mit ihm als Trainer für DIE Überraschung gesorgt. Ein riesiges Erlebnisse war für mich die „Tour de Langkawi 2008“ in Malaysia mit ihm als Trainer und sportlichem Leiter. Hartmut Täumler hat für das „Team Ista“ die Teilnahme bei dieser Tour auf die Beine gestellt.“

 

(Vierer Stuttgart / mit Team Ista in Malaysia)

 

Leif Lampater: mehrfacher Deutscher Meister (Einerverfolgung),Vierter mit BDR- Vierer bei Olympia in Athen, neun Sechstagesiege, aktuell im National-Vierer: „Lieber Hartmut, ich möchte mich herzlich für die tatkräftige und uneingeschränkte Unterstützung bedanken. Ich weiß deinen jahrzehntelangen Einsatz und deine harte Arbeit zu schätzen! Ohne dich wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin. Alles Gute für deinen neuen Lebensabschnitt, vor allem Gesundheit und Freude! Herzliche Grüße und auf bald! Leif“ (Unbedingt die Abschiedskarte unten beachten)

 

 

Prof. Dr. Dietmar Junker: Trainingswissenschaftler - Trainingsanalyse und Leistungsdiagnostik mit Institut in Leipzig: “Hartmut Täumler ist ein sehr geradliniger und willensstarker Mensch, der im Leistungssport viele Radsportgrößen betreut hat und noch betreut. Von der Wissenschaftlichkeit des Trainings überzeugt, hat er auch schon mal einen Kleinbus Trainer von Baden-Württemberg nach Leipzig zur Trainerweiterbildung an die DHfK gefahren. Oder mich zur Trainerweiterbildung an die Landesportschule Albstadt eingeladen. Topfahrer schickt er zur Diagnostik nach Leipzig. Es wäre ein ganz großer Verlust, wenn man ihn jetzt als einen erfolgreichen und erfahrenen Radsportrainer einfach so in den „Ruhestand“ ließe.“

 

  

 

Prägnante Täumler-Zitate aus den Medien zum deutschen Nachwuchsbereich:

 

„....Wenn man den Jungen keine Möglichkeit mehr bietet, dann würde der Radsport kaputt gehen. Und dazu ist es eine viel zu interessante und viel zu spannende Sportart....“ (Südwestpresse Neckarchronik Dezember 2011)

 

„...Ich denke, wir haben in Deutschland genügend Talente. Nur müssen wir aufpassen, dass wir die auch zeitgemäß aufbauen. Ich meine damit die Problematik, dass sich gerade an der Schnittstelle beim Übergang in den Elitebereich die Schwierigkeiten häufen. Schulabschluss - G8 ist für einen Leistungssportler ein echtes Problem! -, unzureichende Alternativen in „leistungssportfreundlichen“ Studiengängen und nicht zuletzt die doch insgesamt schwierige Sponsorensituation im deutschen Radsport müssen dabei erwähnt werden...“ (radsport-aktiv.de, Dezember 2011)

 

„...Ich sehe nicht ein, wie der Radsport hier von oben bis unten verdammt wird.Kein Wort dazu wie viel Menschen sich ehrenamtlich und hauptamtlich im Nachwuchssport engagieren, wie viele soziale Verantwortung im Radsport steckt.So kann es nicht gehen...“ (rad-net.de,Oktober 2008)

 

Trainingsgerät

 

Text: uhu

Fotos: uhu/ privat über Nappa, Meschenmoser (Florian Hopp), Lampater, Prof.Dr. Junker

 

Herzlichen Dank an alle, die beim Zusammenstellen und Zutragen zu diesem Text recherchiert und gebastelt haben und wertvolle Dokumente lieferten!

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