Ein ereignisreiches Radsportwochenende liegt hinter Stuttgart und der Region. Nach der Deutschen Meisterschaft im Einzelzeitfahren der Klassen Männer U23, Frauen und Männer mit Start am Radstadion in Öschelbronn am Samstag folgten am Sonntag die Straßenrennen der Frauen und Männer. Diese starteten in Filderstadt und fuhren ihre Rennen auf einem Rundkurs mit 7,1 km Länge in Stuttgarts Süden aus.
Maximilian Schachmann holt sich dem DM Titel zurück
Maximilian Schachmann hat sich den Deutschen Meistertitel im Straßenrennen zurückgeholt. Der Berliner vom deutschen Rennstall Bora-hansgrohe konnte Ende der vorletzten von insgesamt 25 Runden im Stuttgarter Süden seinen letzten Wegbegleiter, den Rottweiler Jonas Koch (Intermarché-Wanty-Gobert Matériaux) abschütteln und nach 185,3 Kilometern einen souveränen Solosieg feiern.
Es war der zweite Meisterschafts-Triumph des 27-Jährigen nach seinem Erfolg vor zwei Jahren auf dem Sachsenring. Das Rennen der Männer war der krönende Abschluss eines großen Radsport-Wochenendes, das trotz Corona-Pandemie hervorragend organisiert war und Maßstäbe setzte. Die letzten neun Kilometer wurden zur Triumphfahrt des Berliners, der bis ins Ziel seinen Vorsprung ausbauen konnte, angefeuert von einigen wenigen Zuschauern, die auf dem Rundkurs in Stuttgart-Degerloch zugelassen waren. Schachmann spielte im Finale des Rennens seine ganze Klasse aus: Mit seinem zweiten Triumph im Frühjahr bei Paris-Nizza und einem sehr guten Auftritt in der Tour de Suisse, wo er Platz vier im Gesamtklassement belegte, ist der Berliner angekommen in der Weltspitze. Jetzt träumt Schachmann von einer Olympia-Medaille. Für einen Erfolg in Tokio verzichtet er auf die Tour de France.
Platz zwei ging an Jonas Koch, der 1:08 Minuten hinter Schachmann über den Zielstrich fuhr. Den Sprint um Platz drei gewann Kochs Teamkollege Georg Zimmermann, der Emanuel Buchmann auf der Zielgeraden auf den vierten Platz verdrängte.
«Es war ein hartes Rennen, und wir haben es als Team nicht langweilig gemacht. Wir sind früh in die Offensive gegangen und haben nicht bedacht, wie schwer es Georg Zimmermann uns noch machen würde. Als haushoher Favorit ins Rennen zu gehen ist nicht einfach. Ich war schließlich nicht der einzige, der treten kann. Es war heute eine harte Aufgabe», so Schachmann nach dem Rennen.
Jonas Koch sagte: «Es war ein super schweres Rennen. Wir haben alles probiert, aber am Ende war Max der stärkere.» Und Zimmermann ergänzte: «Mein Plan ist nicht ganz aufgegangen, aber das hatte ich mir schon gedacht, dass es schier unmöglich ist, die beiden abzuhängen. Ich bin stolz auf mich, auf meine Leistung und auf diese Bronzemedaille.»
Die deutsche Straßenmeisterschaft der Elite entwickelte sich zu einem wahren Ausscheidungsfahren. Nach der Hälfte des Rennens waren nur noch 60 Fahrer von vormals gestarteten 198 Fahrern im Rennen.
In der 13. Runde attackierte der Titelträger von 2019, Maximilian Schachmann, gefolgt von Georg Zimmermann. Kurz danach schloss Schachmanns Teamkollege Nils Politt auf, und beim nächsten Anstieg kam Emanuel Buchmann dazu. Zu viert konnten sie den Vorsprung ausbauen, die ersten Verfolger mit Jonas Rutsch (EF Education-Nippo) und Janik Steimle (Deceuninck Quick Step) lagen zehn Runden vor Schluss 25 Sekunden zurück, das Feld hatte schon über eine Minute Rückstand. Eine weitere Runde später musste Nils Politt aber am Schönberger Anstieg reißen lassen und das Trio Zimmermann, Schachmann, Buchmann gestaltete das Finale. Die beiden Bora-Fahrer versuchten in den nächsten Runden immer wieder mit plötzlichen Attacken Zimmermann aus der Reserve zu locken. Doch der 23-jährige Bayer war hoch konzentriert und ließ sich nicht abschütteln. Durch das taktischen Geplänkel des Trios konnten drei Verfolger 20 Kilometer vor dem Ziel aufschließen: Nils Politt und Marcus Burghardt von Bora-hansgrohe und Jonas Koch, der wie Zimmermann im belgischen Team Intermarché-Wanty-Gobert-Matériaux unter Vertrag steht. Dahinter folgte eine größere Gruppe um Rutsch und Steimle, jedoch mit größerem Abstand. Die Überlegenheit von Bora-hansgrohe endete aber schon nach wenigen Kilometern, als Burghardt und Politt abreißen lassen mussten und damit zwei Fahrer von Bora und zwei von Wanty an der Spitze lagen. Jetzt drehte Bora den Spieß um, ließ die Konkurrenz des belgischen Rennstalls arbeiten. Und dann attackierte Schachmann. Nur Jonas Koch konnte zunächst folgen; Buchmann und Zimmermann fielen zurück. Mit einer neuerlichen Attacke setzte sich Maximilian Schachmann neun Kilometer vor dem Ziel aber allein an die Spitze und feierte einen klaren Solosieg. Die beiden Intermarché-Profis Jonas Koch und Georg Zimmermann, die Bora-hansgrohe das Leben ganz schön schwer machten, belegten die Plätze zwei und drei.
Quelle: Rad-Net
Lisa Brennauer siegt auch im Straßenrennen
Nur einen Tag nach ihrem Triumph im Einzelzeifahren gewinnt Lisa Brennauer ihren zweiten Titel und wird damit zur Königin des Meisterschaftswochenendes in Stuttgart.
Lisa Brennauer prophezeite schon gestern: «Diese Meisterschaft wird ein ganz hartes Rennen, ein Ausscheidungsfahren.» Aber sie wusste auch: «Ich habe ein ganz starkes Team im Rücken, das mich unterstützt.» Und so konnte die Titelverteidigerin ihren Plan der erfolgreichen Titelverteidigung umsetzen und ihren achten Deutschen Meistertitel feiern. Brennauer war in dieser Saison bisher die stärkste deutsche Straßenfahrerin. Schon Siebte beim Saisonauftakt, dem Omloop Het Nieuwsblad, Gesamtzweite der Healthy Ageing Tour, Dritte bei Gent-Wevelgem und Zweite in der Flandern-Rundfahrt holte sie ihren vierten nationalen Titel im Zeitfahren und nicht einmal 24 Stunden später wurde sie erneut Deutsche Meisterin im Einer-Straßenrennen (ebenfalls zum vierten Mal).
Die Vorentscheidung um den Sieg fiel in der zehnten von insgesamt 14 Runden (107 km), als sich eine siebenköpfige Spitzengruppe absetzen konnte: Lisa Brennauer (Ceratizit-WNT Pro Cycling Team), die Titelverteidigerin und frischgebackene Zeitfahr-Meisterin, wurde von ihrer Teamkollegin Kathrin Hammes, Gewinnerin der Thüringen-Rundfahrt 2019 unterstützt. Außerdem sorgten Hannah Ludwig (Canyon//SRAM Racing), die Europameisterin im Einzelzeitfahren der U23, Liane Lippert (Team DSM), die Deutsche Meisterin von 2018, die bergfeste Clara Koppenburg (Rally Cycling), Carolin Schiff (Andy Schleck - CP NVST – Immo) und Ricarda Bauernfeind (RSG Ansbach), die sich als einzige Amateurfahrerin in der Ausreißergruppe behaupten konnte, für Tempo. Zwei Runden vor Schluss betrug der Vorsprung auf die nächsten Verfolgerinnen bereits drei Minuten. Vier Kilometer vor dem Ziel attackiert zunächst Kathrin Hammes, Liane Lippert kontert, fährt auf und zieht durch. Doch Lisa Brennauer ist wachsam, fährt das Loch zu und zu zweit jagen sie dem Ziel das entgegen. Auf der Zielgeraden in Stuttgart fährt die 33-Jährige den Sprint von vorn und lässt Liane Lippert keine Chance, gewinnt mit zwei Radlängen Vorsprung. Hinter dem Spitzenduo gewinnt neun Sekunden später die einzige Amateurin den Sprint um Platz drei: Ricarda Bauerfeind erkämpft sich die Bronzemedaille vor Kathrin Hammes, Hannah Ludwig, Carolin Schiff und Clara Koppenburg. Lokalmatadorin Corinna Lechner wird Zehnte. Den Sprint des Hauptfeldes gewinnt 4:17 Minuten später Lisa Klein (Canyon//SRAM Racing), die gestern Zweite im Einzelzeitfahren war.
Quelle: Rad-Net
Zehnter DM-Titel für Tony Martin im Einzelzeitfahren
Tony Martin hat seinen Zeitfahr-Titel bei den Deutschen Meisterschaften in Öschelbronn erfolgreich verteidigt und holte seinen insgesamt zehnten Meistertitel, den neunten in Folge seit 2012. Der letzte Fahrer, der ihn schlagen konnte war Bert Grabsch.
Öschelbronn bot ein gutes Pflaster für den Profi des niederländischen Rennstalls Jumbo-Visma, der am kommenden Samstag in seine 13. Tour de France startet. Martin kam mit der Strecke und der Hitze gut zurecht und ließ zu keiner Phase des Rennens Zweifel an einer erfolgreichen Titelverteidigung aufkommen. Der 36-Jährige spulte die 30,5 km lange Strecke in der Bestzeit von 36:25 Minuten ab, fuhr als einziger der 71 gestarteten Fahrer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 50 km/h. Der Kampf um Platz zwei war äußerst spannend. Bei der Zwischenzeit lagen Miguel Heidemann (Leopard Pro Cycling), Deutscher U23-Meister 2019, Nils Politt (Bora-hansgrohe) und Maximilian Walscheid (Qhubeka-Assos) fast zeitgleich auf Rang zwei - 47 bzw. 48 Sekunden hinter Martin zurück. Nach 30,5 km fuhr Heidemann auf Platz zwei, 55 Sekunden hinter Martin. Die Bronzemedaille eroberte sich Maximilian Walscheid, der 1:10 Minuten zurücklag und Nils Politt auf den undanbkaren vierten Platz verdrängte.
Tony Martin: «Früher waren diese Meisterschaften oft Routine, aber in den letzten Jahren ist die Konkurrenz größer geworden. Max Walscheid war heute mein Angstgegner. Aber ich war zu 100 Prozent motiviert und es hat Spaß gemacht. Die Hitze war heute auch extrem, dadurch war das Rennen in der zweiten Hälfte sehr schwer. Es war ein Highspeed-Kurs, wenn auch hügelig. Dieser Meistertitel ist eine große Befriedigung für mich, viel größer als noch vor fünf Jahren. Und es ist eine Bestätigung meiner Form vor der Tour. Ich gehe jetzt mit noch größerer Motivation nach Frankreich.»
Miguel Heidemann sagte: «Ich habe mir den Kurs ausgiebig vorher angesehen und konnte im Rennen schnell in meinen Rhythmus kommen. Am Anstieg bin ich dann etwas schneller hochgefahren. Ich bin trotzdem auch überrascht, dass ich es auf Platz zwei geschafft habe und freue mich sehr.» Maximilian Walscheid erklärte nach dem Rennen: «Ich habe speziell fürs Zeitfahren trainiert, mein Level in diesem Jahr gesteigert. Erst kommt die Physis, dann der Rest. Und ich bin froh, heute hier auf dem Podium zu stehen.»
Quelle: Rad-Net
Lisa Brennauer holt sich den DM-Titel im Zeitfahren zurück
Lisa Brennauer (Ceratizit-WNT) ist zum vierten Mal deutsche Meisterin im Einzelzeitfahren. Die 33-Jährige setzte sich in Öschelbronn in 40:33 Minuten klar vor Titelverteidigerin Lisa Klein (Canyon-Sram) durch, die einen Rückstand von 30 Sekunden aufwies. Dritte wurde die amtierende U23-Europameisterin Hannah Ludwig (Canyon-Sram) mit 1:01 Minuten Rückstand.
Der anspruchsvolle wellige Parcours mit vielen Rhythmuswechseln und die hohen Temperaturen von 32 Grad verlangten den Frauen alles ab. Aber Brennauer war auf ihrer Siegesfahrt nicht zu stoppen. Die Allgäuerin lag schon an der Zwischenzeit zehn Sekunden vor Klein und 35 Sekunden vor Ludwig und drehte auf den letzten Kilometern noch einmal auf. Für Brennauer war es der siebte Deutsche Meistertitel auf der Straße. Jeweils drei Titel holte sie im Zeitfahren (2013, 2014, 2018) und auf der Straße (2014, 2019, 2020). Jetzt kam ein vierter Titel im Zeitfahren hinzu.
«Jede musste heute alles geben, alles aus sich herausholen. Ich freue total, dass ich gewonnen habe. Es war ein schweres und anspruchsvolles Zeitfahren. Ich hatte eine gute Strategie, aber es war sehr schwer, auf diesem welligen Kurs seinen Rhythmus zu finden. Es war nicht einfach, in dieses Rennen zu gehen, weil wir nur ein Zeitfahren in diesem Jahr gefahren sind und keine wusste, wo sie steht. Jetzt bin ich bereit für den Kampf morgen, ein neuer Wettkampf, eine spannende Strecke», sagte die neue Deutsche Meisterin.
Titelverteidigerin Lisa Klein war ein wenig enttäuscht: «Ich bin ein bisschen zwiegespalten, hätte den Titel gern verteidigt, denn ich habe den Meisteranzug geliebt. Aber jedes Jahr ist auch eine neue Chance. Ich komme gerade aus der Höhe, hatte auch mit der Hitze zu kämpfen. Daran muss ich arbeiten, an der Anpassung an diese Temperaturen mit Blick auf die Olympischen Spiele in Tokio.»
Hannah Ludwig: «Es war ein sehr anspruchsvoller Kurs, aber das mag ich. Es gab nie eine Ruhephase und ich bin sehr zufrieden mit Platz drei. Gegen diese beiden Lisas zu verlieren, ist keine Schande.»
Eine starke Leistung bot auch die Heidelbergerin Merle Brunnée, die schon an der Zwischenzeit die Bestmarke (26:59 Minuten) fuhr und auch im Ziel mit 44:24,18 Minuten lange das Klassement anführte. Die 26-jährige Medizinstudentin ist eigentlich eine gute Marathonläuferin, ihre Bestzeit dort beträgt 2:51 Stunden.
Quelle: Rad-Net
Michael Heßmann U23 Meister im Einzelzeitfahren
Bei der Deutschen U23-Meisterschaft im Einzelzeitfahren hat es einen Doppelsieg für Jumbo-Visma gegeben. Michel Heßmann siegte vor Maurice Ballerstedt. Dritter wurde Jon Knolle (SKS-Sauerland NRW).
Heßmann, amtierender Europameister mit der deutschen Mixed-Staffel, spulte die 30,5 Kilometer lange Strecke in 37:50 Minuten ab und war neun Sekunden schneller als sein Teamkollege Ballerstedt, 2019 EM-Zweiter im Straßenrennen der Junioren. Auf dem anspruchsvollen Kurs rund um das Öschelbronner Radstadion fuhr Jon Knolle mit 1:01 Minuten Rückstand auf den dritten Rang.
Michel Heßmann: «Es war ziemlich heiß heute, und ich hatte von Tony Martin schon gehört, wie es läuft. Ich war in der ersten Rennhälfte auch sehr nah an Tonys Zeit, bin zu schnell angegangen. Danach habe dann etwas rausgenommen und meinen Rhythmus wieder gefunden», so Heßmann. Und Teamkollege Ballerstedt ergänzte: «Ich bin sehr glücklich über den zweiten Platz. Ich hätte nicht erwartet, dass ich nur neun Sekunden auf Michel verliere.» Knolle freute
Das Team rad-net ROSE war die überragende deutsche Mannschaft in Öschelbronn und konnte fünf Fahrer - Jannis Peter (4.), Tobias Buck-Gramcko (5.), Pirmin Benz (7.), Nicolas Heinrich (11.) und Henri Uhlig (12.) - unter den ersten Zwölf platzieren. Henrik Pakalski wurde als Sechster rad-net-ROSE-Fahrer zudem 20. Und die Mannschaft konnte somit auch die Tageswertung in der «Müller - Die lila Logistik Rad-Bundesliga» gewinnen.
Quelle: Rad-Net
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