Der Württembergische Radsportverband trauert um seinen ehemaligen Weltklasse-Kunstradsportler und Weltklasse-Trainer Manfred Maute. Der Grandseigneur des internationalen Kunstradsports verstarb am Samstag im Alter von 85 Jahren in seiner Heimatgemeinde Albstadt-Tailfingen.
Im Jahr 1939 in Tailfingen geboren und aufgewachsen kam Manfred bereits als Schüler zur Sportart Kunstradfahren. In seinem Verein RSV Tailfingen nahm er am regelmäßigen Training in der Landessportschule teil und gewann bereits als Jugendlicher Medaillen bei den Württembergischen Meisterschaften. Seine Ausbildung zum Mechaniker und Techniker erwarb er ebenfalls in Tailfingen und begann dort auch seine berufliche Laufbahn. Beim Training an der Landessportschule lernte er seine Frau Roswitha kennen, beide schlossen den Bund für das Leben, den sie im Frühjahr 2025 mit der Eisernen Hochzeit gemeinsam mit ihren vier Kindern und acht Enkelkindern feiern konnten.
Seine internationale sportliche Karriere begann mit dem Gewinn der WM-Silbermedaille 1964 und währte ein gutes Jahrzehnt, in welchem er dreimal den Weltmeistertitel, viermal Silber und einmal Bronze gewann. Als Sportler glänzte er durch Eleganz und Präzision, die er durch kontinuierliches und systematisches Üben erwarb und festigte. Mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft und der Weltmeisterschaft 1972 beendete er seine eigene sportliche Karriere, um nahtlos die zweite Karriere zu beginnen: Manfred besaß die seltene Gabe, sich als Spitzensportler zum Spitzentrainer zu entwickeln.
Bereits als Aktiver hatte er mit der Akribie eines Ingenieurs die Sportart Kunstradfahren analysiert, erfasst, methodisch durchdrungen und systematisiert. 1972 übernahm er das Ehrenamt des Vereinstrainers und Kunstradsportabteilungsleiters beim RSV Tailfingen und wurde zugleich als Landes-Honorartrainer des Württembergischen Radsportverbandes berufen. Seine bereits damals entwickelten methodischen Trainingsreihen und -Leitbilder gelten bis heute als internationale Richtschnur zur Entwicklung der fahrerischen Künste auf dem Rad. Auf dieser Grundlage führte er den RSV Tailfingen zu einem der weltweit erfolgreichsten Kunstradsportvereine und machte den Württembergischen Radsportverband Schritt um Schritt zur Kunstradsport-Hochburg. Über das nahezu tägliche Training kamen seine Kadersportlerinnen und -Sportler aus dem Verbandsgebiet an vielen Wochenenden an der Landesportschule zu den zentralen Maßnahmen zusammen und verbesserten sich stetig. Es war nur eine logische Folge, dass Manfred auch die Aufgaben des Lehrwarts und Trainerausbilders übernahm – dies zuerst auf Verbandsebene, später für den Bund Deutscher Radfahrer und sogar für die UCI.
Nach vierzehn Jahren Tätigkeit als Landes-Honorartrainer erreichte er etwas bis dahin Unerreichtes: Er wurde 1986 zum ersten hauptberuflichen Landestrainer im Kunstradsport überhaupt berufen. Er erarbeitete den Strukturplan, formte die Kaderpyramide und legte weitere Fundamente zur Entwicklung des weltbesten Trainingssystems - bis heute ist die Bundesrepublik die führende Nation im Kunstradsport. In seiner Laufbahn als Spitzentrainer freute er sich mit seinen Schützlingen aus Baden-Württemberg über 186 Medaillengewinne bei den Aktiven und Junioren - allein nur bei Weltmeisterschaften mitverantwortlich, 50 Medaillen glänzten golden. Mit seinem Sohn Dieter erarbeitete er neue Elemente für die Kür und so erfanden sie den „Maute-Sprung“, welchen Dieter erstmalig im Wettkampf umsetzte. Nach dem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2003 konnte Manfred den Staffelstab des hauptberuflichen Landestrainers an seinen Sohn Dieter überreichen, der zwischenzeitlich das Sportstudium in Tübingen erfolgreich abgeschlossen hatte. Eine Vielzahl an Ehrungen – wie das Bundesverdienstkreuz, das silberne Lorbeerblatt, die Auszeichnung zum Trainer des Jahres, uvm - unterstrichen sein außergewöhnliches Wirken. Aber selbst im Ruhestand ließ es sich Manfred nicht nehmen, weiterhin das Trainingsgeschehen zu begleiten und aktiv mitzuhelfen. Auch am Vereinsleben nahm er weiterhin aktiv teil und freute sich besonders bei den Weihnachtsfeiern über die Ehrungen der erfolgreichen Tailfinger Kunstradsportler. Mit seiner Frau Roswitha unternahm er noch viele Spaziergänge in den Tailfinger Wäldern.
Der Württembergische Radsportverband verneigt sich vor Manfred Maute und seinem Lebenswerk und wird ihn nie vergessen.